Signatur Kornberger
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LITERATUR

 Auftragsarbeiten

 

Tätigkeit als Grafiker

Kunst-am-Bau

Industriebilder - Kornberger über seine Kunst

Auftragsarbeiten und Ankäufe

Werke im Besitz von

Druckgrafische Zyklen

 


Tätigkeit als Grafiker

Trotz großzügigen Unterstützungen, die Alfred Kornberger durch Stipendien erhielt und trotz früher Ausstellungserfolge, erschien es ihm nicht so einfach, sich als freischaffender Künstler eine ausreichende Lebensgrundlage schaffen zu können. In seinem Bericht aus Anlass des 65. Geburtstags des Künstlers greift Eduard Arnold auf eigene Erinnerungen des Künstlers zurück, in denen auch der schwierigen Anfangsjahre gedacht wird: »Als der junge Künstler in der Galerie Würthle vorsprach, sagte ihm der damalige Leiter Wotruba, dass seine Arbeiten besseres Kunsthandwerk seien. Was Kornberger heute auch versteht, denn damals noch nicht befreit von berühmten Vorbildern wie z. B. Picasso, waren seine Arbeiten noch Experimente hin zu einer eigenen künstlerischen Persönlichkeit. Da in den 50er Jahren die Galerienszene sehr begrenzt war und er auch nicht ganz ohne finanzielle Mittel sein wollte, ging er als Werbegrafiker. Er betraute drei große Firmen.«1

Alfred Kornberger hatte als Absolvent der Wiener Akademie die Möglichkeit gehabt, im Zeichenunterricht für Mittelschulen tätig zu werden. Wenngleich viele seiner Akademiekolleg/innen diese Möglichkeiten ergriffen, lehnte sie Kornberger für sich selbst ab. Der regelmäßige Schuldienst widerstrebte seinem Drang nach selbständigem Arbeiten. Doch hatte Kornberger die Möglichkeit, auf seiner abgeschlossenen Lithografenlehre aufzubauen und als Grafiker tätig zu sein. Von etwa 1958 an führte er zahlreiche Aufträge grafischer Art für eine Reihe von Wiener Großbetrieben aus. Seine Hauptauftraggeber waren die Stahlfirma Simmering-Graz-Pauker-AG, die Baufirma Rigips-Ges.m.H. sowie die skandinavische Flugfirma SAS. Für sie entwarf Kornberger Schriftzüge, stellte diverses Werbematerial her und gestaltete Messestände und Schaufenster. Kornberger war bei weitem nicht der einzige Künstler, der aus dem Arbeitermilieu stammte und im Grafikergewerbe ein sicheres Einkommen fand. Weitere Beispiele waren etwa Karl Anton Fleck, der neben seinem zeichnerischen Schaffen als Retuscheur arbeitete, Wilfried Zimmermann, der Repro-Fotograf war, weiters Kurt Phillip, ein gelernter Chemiefotograf, und Fred Nowak, der als Tiefdrucker tätig war.2

1950 begegnete Kornberger seiner zukünftigen Frau Nevenka Kornberger. Sie stammte aus Zagreb, Kroatien. Ihr Vater, ein geborener Wiener, war bereits als Kind nach Kroatien gekommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg übersiedelte der Vater wieder nach Wien und wohnte im selben Haus wie die Familie Kornberger - die Freundschaft zwischen Nevenka und Alfred riss fortan nicht mehr ab und als Nevenka 1954 gleichfalls zu ihren Eltern nach Wien übersiedelte, waren die beiden bereits ein enges Paar. Allerdings heirateten sie nicht sofort. Grund dafür war Kornbergers Sorge, dass er mit seiner künstlerischen Tätigkeit seine Frau finanziell nicht erhalten würde können. Erst die ersten Aufträge für Kunst-am-Bau, an deren Ausführung Nevenka gleichfalls tatkräftig mitarbeitete, verschafften dem Paar den nötigen Rückhalt, sodass sie sich 1960 zur Heirat entschlossen.

Als um 1970 die Aufträge der Firma Simmering-Graz-Pauker-AG auf Grund einer geänderten Firmenpolitik ausblieben, nahm Kornberger auch für andere Firmen kaum mehr Aufträge an. Mittlerweile hatte sich für ihn die Auftragslage als Künstler konsolidiert. Regelmäßige Ankäufe tätigten unter anderem das Kulturamt der Stadt Wien unter der Leitung von Robert Schmitt, der zudem ein Künstlerkollege von Alfred Kornberger war, sowie die Wiener Städtische Versicherung, die unter anderem mehrere umfangreiche Zyklen von Wienansichten bei Kornberger in Auftrag gab.

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Kunst-am-Bau

Für Alfred Kornberger sowie für zahlreiche andere Künstlerkolleg/innen bedeuteten Aufträge für Kunst-am-Bau eine wichtige zusätzliche Einnahmequelle. Zwischen 1960 und 1970 erhielt Kornberger eine Reihe von Aufträgen für monumentale Glasmosaike und Sgraffiti. Die größten Herausforderungen bei diesen Aufträgen waren neben den ungewohnt großen Dimensionen die ungewöhnlichen Formate. Fast immer waren die Vorgaben für die Glasmosaike entweder extrem schmale Hochformate oder schmale horizontale Querformate. Kornberger lieferte dabei nicht nur die Entwürfe zu den Aufträgen, sondern führte diese auch selbst aus. Dabei galt es zunächst, einen Entwurf im Maßstab 1:1 auf Papier zu erstellen. Auf diesen Entwurf klebte der Künstler dann gemeinsam mit seiner Frau Nevenka eigenhändig die einzelnen Mosaiksteine. Anschließend wurde das Papier direkt auf die Fassade angebracht und unter Zuhilfenahme einer speziellen Technik angeklebt.


Textbilder - Sgraffito, Volksschule Niederleis, 1964 (24m2)Der erste Auftrag für Kunst-am-Bau betraf ein Glasmosaik im extremen Hochformat für die Fassade des Wohnhauses in Wien 2., Untere Donaustraße 35. 1961 war die Arbeit vollendet. Für das Mosaik in der Höhe von über neun Metern und einer Breite von nur annähernd drei Metern, das einer siebengeschossigen, fensterlosen Wand Struktur und Dekorativität verleihen sollte, wählte Kornberger als Motiv ein Segelschiff mit einer fliegenden Möwe darüber und abermals darüber eine Darstellung des Sonnenballs, der seine Strahlen schräg nach unten schickt. In der Farbigkeit gibt sich das Mosaik zurückhaltend, es dominieren Blautöne und eine reiche Skala an Ocker- und Brauntönen. Stilistisch wählt Kornberger den für viele Fassadenmosaike charakteristischen Weg einer Balance von gegenständlicher Darstellung und geometrischer Stilisierung.
1964 erhielt Kornberger den Auftrag, für die niederösterreichischen Volksschulen in Zelking und Niederleis je ein Sgraffito zu entwerfen (Siehe Abb. re.). Die Sgraffito-Technik arbeitet mit dem Prinzip von übereinander liegenden, verschiedenfarbigen Schichten von Wandverputz, die je nach künstlerischem Entwurf unterschiedlich wieder abgetragen werden. Entsprechend dieser, vom Material geprägten Technik, hat sich der Künstler auf besonders einfache Umrisse und reduzierte frabige Flächen zu beschränken. Kornberger wählte für die beiden Sgraffiti Motive, die offenbar aus dem Motivschatz von Schulbüchern für Volksschüler stammen.

Ein Jahr später folgte die Fassadengestaltung für zwei Wohnbauten in Wien. Für das Wohnhaus in Wien 19., Formanekgasse 26, entwarf Kornberger drei Glasmosaike, die sich zwischen, über und unter zwei übereinander liegenden Fenstern in der Breite der Fenster befinden. Dargestellt sind vor allem Vogelmotive.


Textbilder - Glasmosaik Blumengasse 13, 1170 Wien, 1965, (160 x 70 cm)Am Wohnhaus in Wien 17., Blumengasse  13, gestaltete Kornberger ein Glasmosaik, das zwei nebeneinander liegende Fenster einrahmt (Siehe Abb. li.). Wiederum scheinen bereits bekannte Motive, wie etwa Vögel oder Pflanzen, auf, doch treten die figuralen Motive angesichts der dominanten geometrischen Flächengliederung in den Hintergrund. Rechteckige und quadratische Flächen in unterschiedlichen Farben bilden in ihrer gegenseitigen Überlappung  und Durchdringung ein dekoratives, konstruktivistisches Flächenmuster.
1966-67 entstanden für ein Wohnhaus in Wien 21., Pilzgasse 19-21, vier Mosaike, die im Format von jeweils ein mal drei Meter als Balkonwände Verwendung fanden. Alle vier Mosaike variieren ein ähnliches Kompositionsschema.
In dichter Gruppierung drängen sich weitgehend gegenstandslose Formen unterschiedlicher Größe und Farbe zu einem höchst dekorativen Formencluster, wobei sich viele Einzelformen bei näherem Hinsehen als Bestandteile von Maschinen und dergleichen entpuppen. Ihren Ursprung finden diese Motive im Zyklus von Maschinenbildern, an dem Kornberger zur selben Zeit arbeitete. Dort bilden Darstellungen von Maschinen und Fragmenten technischer Apparate das Bildmotiv. Gegenüber den Ölbildern werden bei den Glasmosaiken allerdings höhere Erwartungen im Hinblick auf eine dekorative Gesamtkomposition gestellt. Kornberger rückt die Gestaltung der Mosaike in die Nähe der Kompositionen, die der späte Wassilij Kandinsky in seinen Werken variiert hat und die innerhalb der Künstlergeneration nach 1945 gleichsam Ikonenstatus genossen.
In zwei weiteren Aufträgen für Glasmosaike war Kornberger neuerlich mit extremen Formaten konfrontiert. Für ein Wohnhaus in Wien 18., Kreuzgasse 27 gestaltete er 1967 zwei lang gestreckte, je sechs Meter lange und einen knappen Meter breite Flächen. Er wählte dafür ein streng konstruktivistisches Schema, das vorwiegend Rechtecke, Quadrate und Kreissegmente unterschiedlicher Größe und Farbe aneinanderreiht. 1968 gestaltete er für das Wohnhaus in Wien 3., Krummgasse 5-8, ein zwölf Meter langes und eineinhalb Meter breites Glasmosaik, das sich entlang der fensterlosen Sockelzone unterhalb von zwei Balkonen erstreckt. Möglicherweise auf Wunsch der Auftraggeber gestaltete Kornberger dieses Mosaik gegenständlich.
Gleichfalls gegenständlicher Natur war das Glasmosaik, das Alfred Kornberger 1967 für eine Wand im Hof des Wohnhauses in Wien 3., Rennweg 102, ausführte.
Das fast drei Meter hohe und rund eineinhalb Meter breite Mosaik zeigt einen säenden Bauern. Auch die Glasmosaike, die Kornberger in Folge im Auftrag der Stadt Wien für die Großfeldsiedlung in Wien 21., gestaltete, hatten gegenständliche Darstellungen zum Thema.3 Die fünf Mosaike, die 1969-70 für den Bauteil 5, Block 14-18, entstanden, zeigen litararische Gestalten wie Don Quichote, Münchhausen oder Till Eugenspiegel. 1972 folgten für den Bauteil 6A, Stiege 1-5, der Großfeldsiedlung vier weitere Glasmosaike mit Darstellungen wie Vogelmotiven, etwa Eule, Hahn, Taube und Auerhahn.

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Industriebilder - Kornberger über seine Kunst

Textbilder - Plakat Leoben 1970Die Oesterreichisch-Alpine Montangesellschaft beauftragte 1969 Alfred Kornberger zur Anfertigung von Darstellungen ihrer Betriebe. Der Maler hatte freie Motivwahl und konnte alle Produktionsstätten aufsuchen. Eine Abnahme von fünfzehn Aquarellen war vereinbart, doch erwarb die Montangesellschaft alle siebenundvierzig vom Künstler geschaffenen Aquarelle.4 Im Juni 1970 wurden Kornbergers Arbeiten in der Montanistischen Hochschule unter dem Titel »Alfred Kornberger. Aquarelle und Lithographien aus dem Eisenhüttenwesen« gezeigt. Die lokalen Zeitungen berichteten ausführlich darüber.5

In der Studentenzeitschrift der Montanistischen Hochschule Leoben veröffentlichte Kornberger einen langen Beitrag mit dem Titel »Die Industrie - Gegenstand künstlerischer Auseinandersetzung«.6 Darin geht der Künstler nicht nur ausführlich auf den Auftrag der Montangesellschaft ein, sondern äußert sich auch zu allgemeinen Prinzipien seiner Arbeit. Da später kaum mehr persönliche Äußerungen des Künstlers über seine Arbeit bekannt sind, stellen diese Ausführungen besonders wertvolle Einblicke in die Prinzipien der Kunst Kornbergers dar.
Zunächst weist Kornberger darauf hin, dass er unmittelbar vor dem Auftrag der Montangesellschaft einen Zyklus von Bildern mit Motiven von Bildern abgeschlossen habe, der sich über drei Jahre erstreckt habe und ausschließlich die Bewegung zum Thema gehabt habe. »Die künstlerische Auseinandersetzung mit diesem Problem war für mich von größter Wichtigkeit, denn einerseits wurde mir klar, welche Bedeutung der Farbe bei ihrer Umsetzung in Bewegung zukommt, andererseits war es möglich, durch die gewonnenen Erkenntnisse tiefer in die Materie der gestellten Aufgabe einzudringen.«

Kornberger verteidigt das Festhalten an der gegenständlichen Darstellung. Ausgangspunkt dafür ist die wichtige Rolle, die das gegenständliche Motiv für den künstlerischen Ausdruck einnehme: »Die häufig vertretene Ansicht, ein Sujet zu malen ist eines Künstlers nicht mehr würdig, wird nur von dem bejaht, der keine Beziehung zum Motiv finden kann. Sicherlich wird sich ein Maler auch mit anderen Aufgaben beschäftigen. Zum Beispiel wird er sich über allgemeine Probleme, die bereits Bereiche des Abstrakten berühren - wie Farbe, Linie, Fläche, Raum und Zeit - Klarheit verschaffen müssen. Das reale Motiv jedoch bietet sich dem Maler an. Er bezieht Stellung zu dem farbigen und strukturellen Erlebnis, läßt es auf sich einwirken und verarbeitet es geistig. Je nach Temperament wird er nun aus der Intuition heraus eine Übersetzung des Erlebten vornehmen, oder er bezieht nur so viel Inspiration aus der Realität, um einen Anlaß zu haben, ein Bild darüber zu malen. In beiden Fällen aber wird die Bildidee von Bedeutung sein. Damit beginnt der eigentliche schöpferische Akt.«
Im Folgenden geht Kornberger näher auf die Bedeutung der Farbe als wichtiges Mittel des Ausdrucks ein: »Neben der Ordnung, die der Maler in seiner Bildwelt schafft, verfügt er zusätzlcih über ein Medium, welches wohl das Bedeutenste für seine Aussage ist: die Farbe. Kann er doch damit Gefühle, Stimmungen, Dinge und Räume beschreiben. Der psychologische Wert der Farbe ist unbestritten, ihre Symbolkraft von großer Bedeutung. Der Maler weiß über die Farbe Bescheid und er weiß auch, wie er die Farbe zum Klingen bringt. Je nach Temperament und Intuition wird sein Kolorit zart oder kräftig, gebrochen oder rein, bunt oder farbig, kühl oder warm sein. In jedem Fall wird aber die Farbe das hergeben, was der Maler von ihr verlangt und benötigt, um seine Vergeistigung der Materie in seinem Werk zu erreichen.«7

In der Folge beschreibt Kornberger in seinem Text den konkreten Auftrag, der lautete, siebenundvierzig Aquarelle von verschiedenen Werken des Stahlkomplexes Voest-Alpine zu schaffen. Er beschreibt den Eindruck, den die verschiedenen Betriebsstätten auf ihn machten, vor allem die farbige Wirkung, die die Fabriksatmosphäre ausübt: »Das LD-Stahlwerk war diesbezüglich besonders eindrucksvoll, denn hier drängte sich mir die Farbe geradezu auf. Sie war frei und füllte den Raum bis an das Dach. Sie drang in mich ein und zwang mich zur Gestaltung. Es war Bewegung in der Farbe, überall, wo ich hinsah. Laute, kreischende Bewegung, ausgelöst vom Menschen, der, fast nicht sichtbar, das Geschehen beherrschte und veränderte. Die Spannung, die sich aus diesem Verhältnis ergab, wollte ich darstellen, denn nur auf dieser Basis konnte ich mir ein Industriebild vorstellen.«
Kornberger erlebte die Arbeitwelt vor allem als Schauender, er drang in die Farbenwelt ein und ließ seinen Empfindungen freien Lauf: »Die Faszination, die von den Geschehnissen (wie etwa dem Schmelzprozeß der Sauerstoffzufuhr im Konverter oder einem Abstich) ausging, hatte mich voll und ganz in ihrer Gewalt. Ein Schauspiel, das an Wucht, Dramatik, Schönheit und farblicher Divergenz kaum zu überbieten ist. Das Blau des Himmels, das durch ein offenes Fenster winzig in den Raum strahlte, wirkte in seiner Kühle wie ein Kontrapunkt in der Symphonie der leuchtenden und warmen Farben, die sich vom glühenden Rot bis zum formenverzerrenden Gelb erstreckten.«

Fast in expressionistischer Weise lässt Kornberger die farbige Atmosphäre und Stimmung auf sich einwirken und drückt seine persönlichen Empfindungen aus. Er sieht die Betriebsstätten nicht als soziale Ansammlung von Personen, von komplizierten Betriebsabläufen, sondern einzig als malerisches Phänomen. Sein Interesse gilt ausschließlich der Wirkung auf das Auge des Malers und er unterscheidet die einzelnen Betriebe hauptsächlich durch ihre äußerlichen Abläufe und Auswirkungen auf den/die unbeteiligte/n Betrachter/in. So stellt Kornberger fest, dass die Drahtfabrik Ferlach zum Unterschied zu den lauten Eisenwalzenwerken eine ganz andere, ruhigere Atmosphäre ausstrahlten. Kornbergers Sorge galt einzig der Frage, welche Farbgebung der jeweiligen Stimmung angemessen sei: »Um dieser neuen Situation gerecht werden zu können, mußte ich diesem Bild ein ganz anderes Konzept, als etwa den Sujets mit bewegterer Atmosphäre, zugrunde legen. Ich wußte, daß bei diesem Thema dem Coleur eine ebendso besondere Bedeutung zukam wie der Komposition und habe aus diesem Grund eine kühlere Farbgebung mit sparsam gesetzten Akzenten gewählt und diese mit der Bildkomposition so vereint, daß eine Umwandlung der Materie stattfinden konnte. Was zur Folge hatte, daß das Geschehnis auf solche Art im Bild ausgedrückt zum gleichen intensiven Erlebnis wurde, wie es in Wirklichkeit der Fall ist.«

Die künstlerische Auseinandersetzung der Industrieorte beschränkt sich aber nicht auf die Suche nach geeigneter Farbwirkung, sondern unterwirft auch Formgestaltung und Komposition den beabsichtigten künstlerischen Wirkungen und Prinzipien: »Hier mußte ich die Farbe frei machen, um ihr eine dekorative und auch atmosphärische Bildwirkung zugleich ermöglichen zu können. Die Schienen und Schwellen ließ ich durch eine fast aufgeklappte Perspektive zum Ornament werden und konnte, durch die wechselseitige Beziehung, in die nun Farbe und Objekt ins Bild getreten sind, jene Bewegung realisieren, welche sich fast zwangsläufig aus so einem Arbeitsverlauf ergibt.«

Das Walzwerk beeindruckte Kornberger durch die dynamischen Arbeitsprozesse und durch die Einheit von Mensch und Maschine. Wiederum stand die farbige Umsetzung dieses Eindrucks im Vordergrund seiner künstlerischen Überlegungen: »Diese Arbeitsweise hatte eine unerhörte Spannung und vermittelte mir ein intensives malerisches Erlebnis, welches getragen von der kraftvollen Einheit - wie sie Mensch und Maschine hier bildeten -und der eruptiven Bewegung des Arbeitsablaufes, einen nachhaltigen Eindruck auf mich ausübte. Dieses Erlebnis drückte ich mit einer breit klingenden Rot-Skala aus, welche raumbeherrschend ins Bild setzte.«

Bei den Arbeitsstätten der Schmiede und Hammerwerke faszinierte Kornberger wiederum die rasche Abfolge von ruckartigen Bewegungen, von denen in den Augen des Malers eine starke räumliche Ausstrahlung ausging: »Die materielle Raumauffassung hat besonders bei dem Schmiede-Thema zu einer Verdichtung der Materie geführt. Der harte Rhythmus der Schmiedehämmer, durch eine abgegrenzte Farbgebung auf den gesamten Bildraum übertragen, ergab eine derart belebte Bildfläche, welche den schnellen, abgehackten Arbeitsrhythmus über die Maschine und den agierenden Menschen hinaus nachklingen läßt.«
Kornbergers Malerkollege Karl Benkovič äußerte sich neidlos über den Zyklus der Industriebilder seines Kollegen und sah in ihnen nicht nur »Fabriks-Landschaften«, sondern regelrechte »Arbeits-Landschaften«. Arbeit und Landschaft seien laut Benkovič hier zu einer gelungenen Einheit verschmolzen und würden die heroischen Leistungen der Fabrikarbeiter unterstreichen: »Und diese Einheit wird am deutlichsten in der Gestaltung von Motiven aus den großen Werkshallen, wenn auf den Bildern die Deckenkonstruktionen wie ein gewaltiges Firmament diese Welt der Arbeiter, des Schaffens und der Maschinen überspannen. Die Farbgebung ist auf ein kräftiges warmleuchtendes Kolorit abgestimmt und entspricht durchaus den positiven (um nicht zu sagen heroischen) Aspekten dieses Themas.«8

Textbilder - Auftragsarbeiten, Maschine mit Wolke WVZ 307Im Frühjahr 1979 wurde von der Zentralsparkasse und der Kommerzbank Wien im Rahmen ihrer kunstfördernden Aktivitäten gemeinsam mit dem Kulturamt der Stadt Wien die Aktion »Künstler malen und zeichnen in Betrieben« ins Leben gerufen. Zwölf Wiener Künstler/innen wurden eingeladen, gegen Honorar und gegen Abnahme einer Grafik vor Ort in den städtischen Betrieben zu arbeiten. Jeweils eine Woche lang waren diese Künstler/innen in den Zentralwerkstätten der Wiener Verkehrsbetriebe, auf einer U-Bahn-Baustelle der Gemeinde Wien, in einer Produktionsstätte von Mobil Oil Austria, im Blockkraftwerk Simmering sowie im Paukerwerk der Simmering-Graz-Pauker AG und im Datenzentrum der Zentralsparkasse und Kommerzbank Wien künstlerisch tätig. Ziel der Aktion war es, »die Distanz der arbeitenden Menschen zur Kunst, aber auch die Distanz der Künstler zur Arbeitswelt zu verringern«, wie der damalige Wiener Bürgermeister Helmut Zilk formulierte.9 Laut Katalog wurde dieses Projekt initiiert, um »einen Akzent zu einer Veränderung dieser Situation zu setzen. Zur Welt der Arbeit gehört die Kunst nicht allein als Kontrast oder Ergänzung, sie ist gleichzeitig Anstoß zu einer Konfrontation und Kommunikation - ein sinnvoller Ansatz zur Distanzüberbrückung und zum Abbau gegenseitiger Skepsis.«10

Textbilder - Auftragsarbeiten WVZ 304Neben Alfred Kornberger (Siehe Abb. o. re.) wurden Georg Eisler, Elisabeth Ernst, Hans Escher, Franz Giesel, Kurt Ingerl, Peter Kodera, Fritz Martinz, Florentina Pakosta, Walter Rischanek, Peter Schopf und Willi Singer zur Teilnahme eingeladen. Die Arbeiten, die aus der »für beide Seiten fruchtbaren Begegnung zwischen Kunst und Arbeitswelt« hervorgegangen sind11, wurden im Hauptgebäude der Zentralsparkasse in Wien 3. sowie in den Werkshallen der Simmering-Graz-Pauker AG ausgestellt. Kornberger schuf im Betrieb Simmering-Graz-Pauker AG, Werk Floridsdorf seinen künstlerischen Beitrag.

In diesem Bild stehen mächtige Waggons (Siehe Abb. li.), die in diesem Werk produziert werden, im Zentrum der Darstellung. Die glatte Faktur der Malweise, die präzisen Konturen und Schatten der Motive, ihre bläuliche, kühle Palette spiegeln die metallische Oberfläche der Waggons und ihr plakatives Design gekonnt wider.

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Auftragsarbeiten und Ankäufe

Es gibt eine Zusammenstellung aus Alfred Kornbergers eigenen Aufzeichnungen über sämtliche Auftragsarbeiten und Ankäufe von 1955 - 1993.12 Kornberger legte Mappen an, in denen jede neue Arbeit mit Foto und nicht selten sogar mit dem Datum der Ausführung dokumentiert wurde. Weiters hielt er die Verkäufe seiner Werke und die Namen der Käufer fest. Mit inbegriffen in den vorliegenden Aufträgen sind auch solche, die Kornbergers Tätigkeitb als Grafiker betreffen. Hauptkunde für seine Arbeiten im grafischen Bereich waren vor allem die Firmen Simmering-Graz-Pauker-AG in Wien und Rigips Ges.m.b.H. in Bad Aussee. Bezüglich der Ankäufe besaß Kornberger in der Pensionsversicherungsanstalt der Arbeiter einen wichtigen Kunden. Die Anstalt erwarb viele Arbeiten für die Ausstattung der Rehabitilationsheime. Wiederholte Ankäufe tätigten weiters die Zentralsparkasse und Kommerzbank der Stadt Wien, die Wiener Städtische Versicherung und nicht zuletzt das Bezirksmuseum Wien-Währing, mit dem Kornberger eng verbunden war.

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Werke im Besitz von:

Albertina Wien
Artothek des Bundes
Bank Austria
(ehemalige Zentralsparkasse und Kommerzialbank Wien)
BAWAG Foundation, Wien
Belvedere Wien
Bezirksmuseum Wien-Währing
Grafisches Kabinett der Akademie
in Zagreb
Kulturamt der Stadt Graz
Neue Galerie moderner Kunst
in Skopje
Niederösterreichisches Landesmuseum St. Pölten
Oesterreichische Alpine-Montangesellschaft
Österreichische Nationalbank
, Wien
Pensionsversicherungsanstalt der Arbeiter
Sammlungen der Kulturabteilung der Stadt Wien - MUSA
Siemens
(ehemalige Simmering-Graz-Pauker-AG)
Sammlung Dr. Rudolf Leopold
Wiener Städtische Bestattung
Wiener Städische Versicherung AG, Vienna Insurance Group
sowie zahlreiche Privatsammlungen im In- und Ausland

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Druckgrafische Zyklen

Buchillustrationen zu E. T. A. Hoffmanns »Die Elexiere des Teufels«, 30 Originallithografien, handkoloriert, Wien 1955
Alfred Kornberger, »Zeus«, Mappe mit 12 Farblithografien, Wien, edition schönwälder 1985
Alfred Kornberger, »Apokalypse«, Mappe mit 10 handkolorierten Seriografien, Wien 1992

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1 Eduard Arnold, »Alfred Kornberger zum 65. Geburtstag«, in: Vernissage. Magazin für aktuelles Ausstellungsgeschehen , 18. Jg., Nr.6, Juli/August 1998, S. 17-18.
2 Romana Schuler (Hg), Karl Anton Fleck. Anthropologische Maschine, Wien, Leopold Museum 2005, Verlag Bibliothek der Provinz, S. 223.
3 Irene Nierhaus, Kunst-am-Bau im Wiener kommunalen Wohnbau der fünfziger Jahre, Wien-Köln-Weimar 1993, S. 245.
Karl Benkovič, Zur Ausstellung »Aquarelle aus dem Eisenhüttenwesen von Alfred Kornberger«, in: Zeitschrift der Österreichischen Hochschülerschaft. Montanistische Hochschule Leoben. Wintersemester 1970/71, S. 24.
5 hf., »Feuerglut am Arbeitsplatz«, in: Wahrheit, 7. Juni 1970; w.,»Aquarelle und Lithographien werden in der Mont. Hochschule ausgestellt«, in: Obersteirische Volkszeitung, 13. Juni 1970.
6 Alfred Kornberger, »Die Industrie - Gegenstand künstlerischer Auseinandersetzung (Aquarelle aus dem Eisenhüttenwesen)«, in: Zeitschrift der Österreichischen Hochschülerschaft. Montanistische Hochschule Leoben, Wintersemester 1970/71, S. 25-30.
7 Ebenda, S. 25.
8 Karl Benkovič, Zur Ausstellung »Aquarelle aus dem Eisenhüttenwesen von Alfred Kornberger«, in: Zeitschrift der Österreichischen Hochschülerschaft. Montanistische Hochschule Leoben. Wintersemester 1970/71, S. 24.
9 Harald Sterk, »Neue Akzente, neue Aktionen«, in: Wien aktuell, Nr. 12, Dezember 1979, S. 6.
10 »Arbeitswelt und Kunst. Ergebnisse der Aktion ›Künstler malen und zeichnen in Betrieben‹«, Ausst. Kat. Wien, Zentralsparkasse und Kommerzbank, Wien 1979.
11 Harald Sterk, »Neue Akzente, neue Aktionen«, in: Wien aktuell, Nr. 12, Dezember 1979, S. 6.
12 Vgl. Franz Smola, Alfred Kornberger (1933 - 2002). Der Akt als Innovation, Wien 2002, S. 443-447.

 

aus Franz Smola, »Alfred Kornberger (1933-2002). Der Akt als Innovation«, Wien 2007.




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